Die Verwandelten
Mit kleinen YouTube-Videos berühmt werden - davon träumen zwei Mecklenburger Jugendliche. Fibi ist heimlich in Aram verliebt, er plant eine Karriere als Profifußballer. Im Internet stoßen sie auf eine Anleitung zur Verwandlung in einen Waschbären. Fünf verschiedene Beeren sollen in ein grünes Blatt eingerollt und verspeist werden. Danach folgt ein Gang durch eine Autowaschanlage. Als die beiden sich tatsächlich in Waschbären verwandelt haben, ändert sich ihr Leben drastisch. Zwar können sie noch denken, fühlen und sprechen, haben aber zusätzlich animalische Instinkte. Ihre Eltern suchen medizinische Hilfe und Rechtsbeistand. Gleichzeitig vermarkten sie das Schicksal der Kinder und bemühen sich dennoch, ein Stück Normalität aufrechtzuerhalten. - Brussig nimmt aktuelle Themen wie Genderdebatte, Veganismus oder Medienhype aufs Korn und ist mitunter wirklich witzig. Er passt die Sprache dem jeweiligen Milieu an, redet Schwäbisch, Anwaltslatein, in medizinischen Fachausdrücken oder Jugendsprache. Wenn Fibi aber zum Schluss in Ed Sheerans Keller hockt, Aram überfahren auf der Straße liegt und sich schwarze Löcher auftun, stellt sich die Frage, ob die Geschichte gerade in ebendiesen Löchern verschwindet. Für Leser, die ungewöhnliche Geschichten mögen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Verwandelten
Thomas Brussig
Wallstein (2020)
326 Seiten
fest geb.