Gepriesen seien Ochs und Esel

Leonardo Boff ist bekannt als streitbarer Befreiungstheologe. Sein Schreiben umkreist die Ideen der Volksfrömmigkeit, einer Religion von unten und einer Kirche der Armen. So auch in den Meditationen in dem kleinen Weihnachtsbuch. Es wird ausgelöst Gepriesen seien Ochs und Esel durch das Geschenk einer bayerischen Bäuerin, die dem Gast aus Brasilien eine Weihnachtskerze schenkte. Das christliche Fest ist für Boff Grund, über die ursprüngliche Botschaft des Glaubens nachzudenken. Der Mythos kann ihm zufolge besser von der Wahrheit erzählen als die historische Beschreibung. Das Paternoster-Gebet betont nicht umsonst, dass Vater und Brot kein Alleinbesitz, sondern „unser“ ist. Der Auferstehungsglaube steht vor der Kreuzestheologie. Und vor Jesusbewegung, Theologie und Kirche stellt er die Lehre vom göttlichen Vater, der seine Kinder bedingungslos liebt, auch und gerade die sündigen, und sie lehrt, an den Traum vom Reich Gottes zu glauben. Das aber geht nur mit den mütterlichen Eigenschaften Gottes. Wie die Barmherzigkeit über die Gerechtigkeit triumphiert, das erzählt Boff in der vielleicht schönsten Geschichte am Ende des Buches. Maria mobilisiert alle Erzengel und himmlischen Heerscharen, um Christus dazu zu bringen, die zu ewigen Höllenqualen verurteilten Sünder ins Reich Gottes aufzunehmen. Ein vorweihnachtliches Plädoyer für Gottvertrauen und Glaubensdemut, manchmal unorthodox erzählt, aber hoch aktuell, wenn wir an die Bedrohungen der Menschheit und an die Mutter Erde denken. Empfehlenswert.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Gepriesen seien Ochs und Esel

Gepriesen seien Ochs und Esel

Leonardo Boff ; ins Deutsche übertragen von Bruno Kern
Patmos Verlag (2022)

93 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 612865
ISBN 978-3-8436-1387-3
9783843613873
ca. 12,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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