Wem sonst als Dir

Uta-Maria Heim ist bekannt und ausgezeichnet für ihre rauflustigen Krimis mit "Menschenkenntnis und Geschichtsbewusstsein". Das gilt aber nur bedingt für ihren neuen Roman "Wem sonst als dir." Es gibt einen Mord, eine Tatwaffe, einen indizienverdächtigen Wem sonst als Dir Täter, das Mordopfer ist seine Mutter. Der Sohn wird zur Höchststrafe verurteilt und kommt nach der Haftentlassung in die Psychiatrie. Doch es geht nicht nur um die Folgen eines Justizirrtums. Als der gewissensgeplagte Richter, der Christian Schöller seinerzeit wegen Totschlags hinter Gitter gebracht hat, dessen Fall nachgeht, kommt er einem rätselhaften Hölderlin-Epigonen auf die Schliche, der den Tübinger Dichter und Denker reichlich zitiert und sein Leben teilweise kopiert. Auch die NS-Zeit (Schöllers Mutter arbeitete in einer "Euthanasie"-Anstalt) und die RAF-Ära (seine Schwester war eine gesuchte Terroristin) spielen in die Handlung hinein. So wird der Krimi zur - mit Fußnoten unterfütterten - kriminalistischen Zeitgeschichte. Das Ende des Romans hält eine gewaltige Überraschung bereit. Eine weitverzweigte, anspielungsreiche Lektüre.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Wem sonst als Dir

Wem sonst als Dir

Uta-Maria Heim
Klöpfer & Meyer (2013)

263 S.
fest geb.

MedienNr.: 576067
ISBN 978-3-86351-064-0
9783863510640
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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