Im Rausch der Freiheit
Im Jahr 1664 ist Dirk van Dyck in New Amsterdam wieder einmal auf dem Hudson unterwegs zu Indianern, um neue Felle einzutauschen. Allerdings werden die holländischen Aktivitäten mehr und mehr von den Engländern beeinträchtigt und schließlich wird aus New Amsterdam New York. In der Folge wird das Geschehen zunehmend von Briten bestimmt, z.B. von der Kaufmannsfamilie Master. In den Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit von England und später im Bürgerkrieg wird auch New York in Mitleidenschaft gezogen. Aber die Stadt wächst und wächst; dafür sorgt der stetige Zuzug von Einwanderern hauptsächlich aus Europa. Die sozialen Verhältnisse für die Neuankömmlinge sind in der Regel erst einmal katastrophal; das müssen auch die Kellers aus Deutschland und die Carusos aus Italien leidvoll erfahren. Anfang des 20. Jh. kommt es zu ersten Börsencrashs, bei denen nicht nur Spekulanten, sondern auch gut situierte Gesellschaftsschichten, zu denen die Masters gehören, zum Teil ihr gesamtes Vermögen verlieren. Rassenunruhen, Korruption, ausufernde Kriminalität und immer wieder der drohende finanzielle Kollaps der Verwaltung sind ständige Begleiterscheinungen der Stadt mit unterdessen vielen Millionen Einwohnern. Manch einer findet allerdings nach der Katastrophe vom 9.11.2001 eine andere Lebenseinstellung, in der nicht mehr das Geldverdienen und der gesellschaftliche Status oberste Priorität haben. - Dieses epochale Werk hat zwar eine bemerkenswerte Länge, ist aber nie langweilig. Im Gegenteil, was die Hauptprotagonisten der vier Familien über die Jahrhunderte hinweg erleben, ist durchweg spannend. Von der asiatisch-stämmigen Bevölkerung der Stadt ist allerdings kaum die Rede; Chinatown findet im Gegensatz zu Little Italy nicht statt. Trotzdem, es ist ein unterhaltendes, sehr informatives Werk, das nicht nur ausdauernden Lesern gefallen wird. (Übers.: Giovanni und Ditte Bandini)
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Im Rausch der Freiheit
Edward Rutherfurd
Blessing (2012)
1151 S. : Kt.
fest geb.