Der große Wurf
Im vierten Band der Buchreihe "Wir Kinder von früher" erzählt Stefan Schwarz von seiner Kindheit in der DDR Ende der 1960er-/Anfang der 1970er-Jahre. Seine Kindheitserinnerungen setzen bei dem dreijährigen Stefan ein, der sich Gedanken über die
Worte „versetzt“ und „befördert“ macht. Das Kind versteht, dass die Arbeit des Vaters beim Geheimdienst geheim ist und damit ist es auch gut. Er wächst sehr liebevoll inmitten seiner Familie mit zwei älteren Schwestern und Großeltern auf. Mit kindlich naiver Stimme erzählt er von Ereignissen, die in seinen Erinnerungen bedeutend geblieben sind. Der quälende Geigenunterricht, die Straße, in der die beste Freundin wohnt und von der Vertrautheit mit der kleinen großen Schwester, wenn ihn der Angst-Bammel packt. Von der Bedrohung durch Harlekin und von dem erhebenden Gefühl der Selbstwirksamkeit, als er im Judo den Schulterwurf beherrscht. Die DDR-typischen Begebenheiten kommentiert er mit Witz und kindlichem Charme und frei von Bewertung und Verurteilung. „Der große Wurf“ ist vor allem eine Geschichte der Selbstermächtigung vom Stöpsel zum Stecker, als ihm der große Wurf als Judoka gelingt. Sehr gelungen ist, wie der Autor die Welt, in der er lebte, aus kindlichem Verstehen heraus beschreibt. Warum die Dinge so waren, fragt er nicht, das wäre wohl auch völlig unglaubhaft. Die Bilder von Székessy fangen einzelne Situationen im Stil der Zeit ein und setzen den Witz in Szene. – Ein Mehrgenerationenbuch mit unbekümmertem Blick in eine vergangene Zeit und in ein Land, das es nicht mehr gibt.
Manuela Hantschel
rezensiert für den Borromäusverein.
Der große Wurf
Stefan Schwarz ; mit Illustrationen von Tanja Székessy
Klett Kinderbuch (2025)
Wir Kinder von früher ; [4]
101 Seiten : zahlreiche Illustrationen (farbig)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 7