Die Synagoge

Angesichts seiner Corona-Erkrankung, wo er vom Geist des Journalisten Joseph Kessel heimgesucht wird, erinnert sich Comiczeichner Joann Sfar an seine Kindheit, Jugend und die Beziehung zu seiner Familie. Sein Vater mit algerischen Wurzeln arbeitete Die Synagoge als erfolgreicher Anwalt in Nizza, ließ sich allerdings mit dem für Antisemitismus kritisierten Bürgermeister Jacques Medecin ein, der ihm eine Allianz gegen Le Pen versprach. Rund um seine Beteiligung am Wachschutz für eine Synagoge in den Achtzigern reißt Sfar verschiedene Aspekte seiner Biografie an. Unter anderem hebt er seine Begeisterung für Comics, für Selbstverteidigung, wo er sich in seine Kampfsportlehrerin verliebt, die Bekanntschaft mit einem scheinbar freundlichen Skinhead, Mobbing in Schule und Freizeit sowie erste Erfolge als Comiczeichner hervor. Dabei schneidet er Fragen wie Pazifismus versus Gewalteinsatz bei Angriffen an. Ebenso besinnt sich Sfar auf extreme Fälle von Rassismus samt Anschlägen auf jüdische Einrichtungen und die „Charlie Hebdo“-Redaktion. Erneut kommt die Erkenntnis auf, dass Antisemitismus-Vorfälle bei Gewalt gegen jüdische Ziele stets international zunehmen, was bei der aktuellen Gaza-Auseinandersetzung wieder zu beobachten war. Obwohl der biografische, oft bissige Band in seiner Detailfülle mitunter ausufert, greift Sfar wichtige Aspekte zur jüdischen Identität auf. Ein 30-seitiger Anhang dokumentiert zahlreiche angeschnittene Punkte. Für größere Bestände empfehlenswert.

Gregor Ries

Gregor Ries

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Synagoge

Die Synagoge

Joann Sfar ; Übersetzung aus dem Französischen: Annika Wisniewski
avant-verlag (2023)

173 Seiten : farbig
fest geb.

MedienNr.: 616800
ISBN 978-3-96445-102-6
9783964451026
ca. 30,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
Diesen Titel bei der ekz kaufen.