Daheim

Judith Hermann erschafft in "Daheim" die neue Lebenswelt einer Frau, die ihren Mann verlassen hat und an die Ostsee zieht, um dort nur sich und der Natur ausgesetzt zu sein. Es treten dann doch weitere Figuren in ihr Leben, die eine Rolle über das Daheim pure Sein hinaus spielen. Die feministische Künstlerin Mimi lockt die Ich-Erzählerin ins Leben. Neben Meer und Strand stellt sie auch ihren Bruder, den Schweinebauern Arild, vor, der grobschlächtig, aber anziehend eine Affäre mit der Protagonistin beginnt. Mit dem eigenen Bruder lebt die Hauptfigur nun auch in der Nähe der eigenen Verwandtschaft und muss zusehen, wie dieser einem Mädchen in jungem Erwachsenenalter verfällt und diese nicht vor ihrer Selbstzerstörung retten kann. Parataktisch, mit dem staccato-eigenen Ton von Judith Hermann ist der Roman trotz Handlung vor allem Zustandsbeschreibung. Beiläufige Wetterberichte und Stallausstattungen des Bauern Arild beschreiben wie nebenbei die Welt, wie sie ist und woran sie krankt. Karg und fast steril legt Judith Hermann wieder einmal ein Stück Leben vor. Bemerkenswert.

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Daheim

Daheim

Judith Hermann
S. Fischer (2021)

189 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 604296
ISBN 978-3-10-397035-7
9783103970357
ca. 21,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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