Arznei gegen die Sterblichkeit

Zur Einführung zeigt der Autor auf, wie zeitlos und wichtig Geschichten sind; sie sind "Arznei gegen das Zugrundegehen, Kraut gegen die Sterblichkeit". Die Geschichte "Mädchen im gelben Kleid" beruht auf einer persönlichen Erfahrung: Die Begegnung Arznei gegen die Sterblichkeit mit einem Wasser tragenden Kind in der Grenzregion von Uganda lässt den Autor über die Schäden des europäischen Kolonialismus nachdenken und über die Aufgabe von Literatur, Brücken zu schlagen zum Fremden und vom "Leben, vom Glück und Leiden der anderen" zu berichten. Ransmayr beklagt den von der Gier der regierenden Eliten zerstörten Traum von Europa, das zugrunde geht an der "nationalistischen Vernagelung, an der ... Mitleidlosigkeit der Mehrzahl seiner Bewohner". Unser Reichtum geht auf die Ausnutzung anderer Kontinente zurück. In "Eine Zierde für den Verein" spricht er von der Verwandelbarkeit der Romane, die von jedem Leser anders gelesen werden. Ransmayr erzählt von seiner Schmach als Kind, als er bei einem Fußballspiel ein Eigentor geschossen und vom Trainer ironisch als "Eine Zierde für den Verein" bezeichnet wurde. Erst später erkennt er in diesem Ausdruck ein Zitat Marie-Luise Fleißers - Literatur kann ins "bildungsferne Bewusstsein" sinken und zu "geflügelten Worten" werden. Auch die dritte Geschichte beruht auf einer autobiografischen Erfahrung und berichtet vom Vater des Autors, der ein wahrer "Michael Kohlhaas" war. Alle drei Geschichten sind ursprünglich Dankesreden für die Verleihung von Literaturpreisen, in denen er sich über den Sinn von Literatur äußert. Eine lohnende Lektüre für Literaturfreunde.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Arznei gegen die Sterblichkeit

Arznei gegen die Sterblichkeit

Christoph Ransmayr
S. Fischer (2019)

62 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 598227
ISBN 978-3-10-397478-2
9783103974782
ca. 12,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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