Der Lichthof
In einem der Texte erzählt der Autor von einem alternden Schauspieler, der noch einmal eine wichtige Rolle in dem Ibsen-Stück "Die Frau am Meer" übernehmen will. Geistig fühlt er sich der Aufgabe auch gewachsen, aber seine körperlichen Kräfte
sind mit den Jahren spürbar geschwunden. Um sich einzugewöhnen in die Rolle, fährt er an die Nordsee. Kommt wieder zurück zu den Proben in das Theater. Scheitert wieder an dem Spielen der Rolle. Auch um sich selbst zu beweisen, fährt er wieder ans Meer, um dort noch einmal die Kraft für seine Rolle zu erhalten. Am Strand jedoch verliert er allen Lebensmut. Er "ging weiter, immer nur weiter, bis man ihn aus den Augen verlor". In einer anderen Novelle lernen die Leser einen emeritierten Politik-Professor kennen, der einmal weltberühmt war, jetzt jedoch mit seiner Einsamkeit und seinem zunehmenden Unverständnis der allgemeinen Weltentwicklung fertig werden muss. Besonders ergreifend ist der abschließende autobiographische Text, mit dem der Autor an die dramatische Flucht mit seinen Eltern und seinem Bruder am Ende des Krieges nach Berlin erinnert. Er erlebte keine Angst, "es war etwas anderes... Die Ahnung davon, wie voraussetzungslos unser Leben wird, wenn wir keine schützende Hand über uns geltend machen können." Für Leser/-innen mit Gespür für feine Nuancen.
Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Lichthof
Hartmut Lange
Diogenes (2020)
94 Seiten
fest geb.