Am Osloer Fjord oder der Fremde
Geschichten, Erzählungen, Novellen (im besten Goethe'schen Sinne "unerhörte Begebenheiten") versammelt der schmale Band auf 100 Seiten. Begegnung mit einem seltsamen, aus der Zeit gefallenen Fremden. Ein Fremder, der es einer Opernsängerin schwermacht, die Sterbende zu spielen. Der Erzähler unterhält sich mit der Dame aus Degas' Gemälde "Der Absinth". Der 50-jährige Erzähler wohnt in der Berliner Bleibtreustraße und beobachtet Menschen in der eigentlich leeren Wohnung gegenüber und erinnert sich an die Trennung von seiner Freundin. Die junge Mila findet Trost in einem Nagelstudio. Die Linde neben dem Lortzing-Denkmal soll gefällt werden, doch der Baum wehrt sich. Possnitz lässt seine Frau allein in die Wildnis des Amazonas fliegen. Fliegt sie wirklich? Denn plötzlich ist die gemeinsame Wohnung leergeräumt. Und so weiter. Also unerhörte Begebenheiten, die der Erzähler Hartmut Lange präsentiert. Skurrile, melancholische, nachdenklich stimmende Texte über Abschied und Trennung. Insgesamt schon ein wenig speziell, daher nur bei besonderer Nachfrage.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Am Osloer Fjord oder der Fremde
Hartmut Lange
Diogenes (2022)
103 Seiten
fest geb.