Die Fälschung
Was macht ein Thriller-Autor, dessen Held in die Jahre gekommen ist und eigentlich in die Rente gehen müsste? Die einen ignorieren die vergangenen Jahre oder schicken, wie Gabriel Allon, den Direktor des israelischen Geheimdienstes, in den wohlverdienten
Unruhestand. Denn neben seiner Profession als Spion, war Allon so angelegt, dass er sich als Restaurator alter Meister betätigte und dies meisterhaft beherrscht. Nun ist Allon also von den Spitzen des Staates und befreundeter Geheimdienste in den Ruhestand verabschiedet worden. Dazu hat er sich mit seiner Frau und zwei Kindern nach Venedig zurückgezogen. Er plant, sich in der Firma seiner Frau als Restaurator zu betätigen. Allons Freund Julian Isherwood, ein Kunsthändler aus London, hat kürzlich einen Brief einer Kunstsammlerin aus Frankreich erhalten. Sie hatte gelesen, dass er das Bildnis einer Unbekannten des Barockmalers van Dyck für mehrere Millionen Pfund an Masterpiece Art Ventures, einem auf Kunstwerke spezialisiertem Hedgefonds, verkauft hatte. Sie vermutet, dass es eine Fälschung ist. Doch bevor Julian und Gabriel die Französin besuchen können, stirbt sie bei einem Unfall. Allon vermutet mehr dahinter und entdeckt in einer Pariser Galerie mehrere Fälschungen Alter Meister. Da die Pariser Polizeibehörde für Kunstdelikte einen Skandal verhindern bzw. ohne großes Aufsehen die Kunstfälschungen beenden möchte, fordert deren Chef Allon zu einer verdeckten Aktion auf, die nur er als genialer Restaurator durchführen kann. – Es handelt sich um den 22. Band dieser Reihe. Es bleibt interessant zu beobachten, wie der Autor seinen Helden weiter im Thriller-Geschäft hält. Zwar ist der Band ohne Probleme auch als Einzelroman lesbar, aber vor allem die Freunde von Gabriel Allon werden den Band schätzen, auch wenn es kein Spionageroman ist.
Helmut Lenz
rezensiert für den Borromäusverein.

Die Fälschung
Daniel Silva ; aus dem amerikanischen Englisch von Wulf Bergner
HarperCollins (2023)
447 Seiten
kt.