Heimkehr nach Fukushima
Seit dem verheerenden Erdbeben, dem davon verursachten Tsunami und dem darauf folgenden Reaktorunfall im Jahre 2011 ist Fukushima eine Geisterstadt, die evakuiert worden ist und in der sich trotz aller Sanierungsmaßnahmen wegen der hohen Strahlenbelastung nur wenige Menschen aufhalten. Einige wollen dies nicht akzeptieren, zum Beispiel der Bürgermeister einer nahegelegenen Gemeinde. Er lädt den Architekten Paul Neuhaus, der früher einmal Japan besucht hatte, ein, den Ort zu besichtigen, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Neuhaus soll einer der Pioniere einer zu bildenden Künstlerkolonie a la Worpswede werden. Neuhaus nimmt die Einladung an und zusammen mit der Nichte des Bürgermeisters, einer alten Bekannten, bereist er verschiedene Dörfer im Distrikt Fukushima. In der wildromantischen Natur kommen sich der Architekt und seine junge Begleiterin näher. Inmitten der paradiesischen, gleichwohl immer noch lebensfeindlichen Landschaft kommt es zum Liebesakt und neues Leben entsteht. - Dem vielfach ausgezeichneten Autor ist hier ein außerordentlich dichter und berührender Roman gelungen, der neben dem Schicksal der Protagonisten den unüberwindlichen Lebenswillen des Menschen, aber auch die fast unbegrenzte Bereitschaft zum Selbstbetrug zum Thema hat. Sehr lesenswert, besonders auch für Leser, die sich für Japan interessieren!
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Heimkehr nach Fukushima
Adolf Muschg
Beck (2018)
244 S.
fest geb.