Der Sommer meiner Mutter
Der elfjährige Tobias, ein neugieriger Junge, Hobby-Weltraumfoscher, führt mit seinen Eltern ein ruhiges Leben. Eines Tages bekommen sie neue Nachbarn. Die Leinhards sind progressiv, modern und in ihren Einstellungen das Gegenteil von Tobias Eltern. Auch Rosa Leinhard, die Tochter, ist nicht nur zwei Jahre älter als Tobias, sie ist auch erfahrener. Mit ihr macht er seine ersten sexuellen Erfahrungen und sie zeigt ihm, wie aufregend das Leben sein kann. Die beiden Elternpaare genießen die gute neue Nachbarschaft, und freunden sich an. Die Idylle wird schlagartig zur Hölle, als die beiden Mütter in flagranti erwischt werden. Dieses sexuelle Erlebnis führt zum Bruch beider Familien bzw. Ehen. Die Leinhards und Tobias Vater ziehen aus und Tobias bleibt mit seiner Mutter zurück. Eines Tages flüchtet Tobias, nach einem Streit mit seiner Mutter, zu seinem Vater. Daraufhin tötet sich seine Mutter aus Verzweiflung über das, was sie alles verloren hat. - Dieser dünne Roman ist ein Entwicklungsroman der besonderen Art, sehr dicht und nicht oberflächlich. Er zeigt wunderbar die Verletzlichkeit von Menschen und Leben. Wie etwas Trautes, Vertrautes sich durch externe Einflüsse schlagartig verändert und zum Trauma wird. Die Beschreibung der sexuellen Erfahrungen sind sehr feinfühlig gezeichnet, nie peinlich oder aufdringlich. Sowohl der Titel als auch das Cover lassen nicht vermuten, was in diesem Büchlein von nicht mal 200 Seiten steckt. Allen Beständen sehr empfohlen!
Gabi Radeck
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Sommer meiner Mutter
Ulrich Woelk
Beck (2019)
189 S.
fest geb.