Meisterdieb wider Willen
Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Ein gewiefter Dieb entzieht sich wie ein Phantom dem Zugriff der Kriminal- und Geheimpolizei. Bereits zu Beginn des Buches wird seine Identität für die Leser:innen aufgedeckt. Der 14-jährige Aristide bereitet
sich auf seinen nächsten Coup vor, gerät jedoch in einen Hinterhalt und wird nur durch Zufall vom Straßenjungen Julien gerettet. Dieser bekommt Unterstützung von seiner Freundin Leontine, der äußerst couragierten und emanzipierten Tochter des Geheimdienstchefs. Aristide kann mit Hilfe der beiden seine durch das Attentat entstandene Amnesie überwinden, doch bleibt ihm die Rückkehr in sein altes Leben verwehrt. Eine Taschenuhr, die er bei seinen Raubzügen trug, führt ihn auf die Spur eines ehemaligen Gaunerduos und nach einigen abenteuerlichen und gefährlichen Recherchen quer durch Paris landet er mit seinen Freunden in den Katakomben, wo Licht in das Dunkel seiner Identität gebracht wird. – Reifenberg hat abermals alle Register für einen Pageturner gezogen: Geheimgänge in einer Villa, die Unterwelt von Paris, Identitätswechsel durch Verkleidung und Maskierung wie bei Fantomas, Manipulation durch Hypnose … Maleeks Illustrationen, die durch die Blau-Gelb-Koloration den Gegensatz von Identitäten bei Tag und Nacht widerspiegeln, unterstützen den Text nicht nur, sie geben darüber hinaus auch Einblicke in das Leben der Protagonisten und in Kultur und Gesellschaft jener Zeit. Dieses äußerst gelungene Zusammenspiel von Text und Bild wird durch die eingeflochtenen "authentischen" Zeitungsausschnitte noch unterstützt. Trotz Schwächen wie dem wenig überzeugenden Ende der Story und fehlender Erläuterung eventuell unbekannter Wörter (z.B. Guillotine, Katakomben, …) ist dieses Werk für jede Bestandsgröße geeignet.
Margit Düing Bommes
rezensiert für den Borromäusverein.
Meisterdieb wider Willen
Frank Maria Reifenberg ; Gestaltung: Maleek
dtv (2025)
Aristide Ledoux
181 Seiten : zahlreiche Illustrationen (farbig)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 11