Kaltenbruch

Ermittler Peter Hoffmann wird im Jahr 1954 aufs Land geschickt, um die Umstände des gewaltsamen Todes eines Bauernsohns aufzuklären. Der 17-Jährige wurde mit einem Beil erschlagen an einem Obststand seiner Familie gefunden. Auf dem Bauernhof leben Kaltenbruch seit Kriegsende Marlene, ein Kölner Mädchen, dessen Mutter in einer Bombenacht ums Leben kam, und Gertrude und Dana Starck, die aus Breslau flohen. Zur Nachbarschaft gehört noch Familie Kaminski, eine Kriegerwitwe mit fünf Kindern, die Außenseiter im Dorf blieben. Tatverdächtig ist ein alkoholabhängiger Fabrikarbeiter, obwohl er beteuert, am Tatort angehalten zu haben, weil er den Toten sah. Als auch er erschlagen aufgefunden wird, brechen Hoffmanns ehrgeizige Theorien zusammen. - Die zwei Todesfälle und ihre Aufklärung sind für die Autorin ein Vehikel, das oft schwierige Verhältnis von Einheimischen und Flüchtlingen in den Nachkriegsjahren sensibel darzustellen. Geschickt flicht sie in den Erzählgang die Vorgeschichten der traumatisierten Protagonisten ein: die Kölner Bombenächte ebenso wie Danas schreckliche Erlebnisse, als sie von ihrer Mutter mit einer Bekannten nach Westen geschickt wurde. Oder Hunger und Not, wie sie die Kaminski-Kinder in den ersten Jahren tagtäglich erleben mussten. Weshalb die heutige Großelterngeneration so wurde, wie sie die Enkel wahrnehmen, ist ein großes Thema. Küpper hat dazu durch diesen historischen Krimi eine bemerkenswerte Facette beigetragen.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kaltenbruch

Kaltenbruch

Michaela Küpper
Droemer (2018)

363 S.
fest geb.

MedienNr.: 593031
ISBN 978-3-426-28200-7
9783426282007
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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