Die Telefonzelle am Ende der Welt
Das größte bekannte japanische Seebeben ereignete sich 2011 vor der Sanriku-Küste im Nordosten. Von den rund 600.000 durch den Tsunami betroffenen Einwohnern wurden etwa 3,5% getötet. Ein Mann errichtete in der Nähe der Stadt Ötsuchi in seinem Garten eine Telefonzelle, die ein nicht angeschlossenes Telefon beherbergt. Hunderttausende Menschen pilgern jedes Jahr dorthin, um die Stimme des Windes aus der Muschel zu hören. Die Autorin erzählt die Schicksale einiger Hinterbliebener, die sich an diesem Ort begegnen. Empathisch werden die Schicksale geschildert. Das Rauschen des Windes bedeutet Kontakt mit den Verstorbenen. Zu Lebzeiten nie ausgesprochene Worte, die Versöhnung, Liebe, Erinnerung und Trost spenden, können in der Hoffnung auf Vergebung formuliert werden. Jedes Individuum verarbeitet das Erlebte auf ganz persönliche Weise. Die Radiomoderatorin Yui und der Arzt Takeshi begegnen sich an diesem magischen Ort, den sie jährlich aufsuchen. Über Jahre überwinden sie ihre Traumata, jeder für sich, schöpfen neuen Lebensmut und finden zueinander im Vertrauen auf die Zustimmung ihrer Verstorbenen. Sie nehmen sich Zeit und Geduld, die Liebe zu entwickeln. - Laura Imai Messina zog mit 23 Jahren aus ihrer Geburtsstadt Rom zum Studium nach Japan und lebt seitdem mit Ehemann und zwei Kindern in Tokio. Ihr gelang ein aus schönen Worten, kurzen Kapiteln und tiefsinnigen Zitaten anrührend komponierter Bestseller-Roman, der in 25 Ländern Anerkennung findet. Für alle Bestände wärmstens zu empfehlen.
Gudrun Schüler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Telefonzelle am Ende der Welt
Laura Imai Messina
btb (2023)
352 Seiten
kt.