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Das voluminöse Kaleidoskop der Weltgesellschaft besteht aus fünf Büchern, die über das zentrale Motiv einer realen Mordserie an Frauen in der nordmexikanischen Wüstenstadt Santa Teresa und die zentrale Figur des fiktiven deutschen Gegenwartsautors Benno von Archimboldi miteinander verwoben sind. Die einzelnen Bücher sind wiederum ein Sammelsurium von vielen großen und kleinen Geschichten aus dem Leben auf dieser Welt. - Das literarische Erbe des von der Literaturkritik hochgelobten Roberto Bolano sollte nach dessen Willen eigentlich in fünf Einzelbänden herausgegeben werden, was von den Nachlassverwaltern leider nicht umgesetzt wurde. So muss sich der Leser mit einem unhandlichen Buch abmühen, das ihn zwar mit einer Fülle wunderbarer Sub-Geschichten mit zahllosen interessanten Reflexionen, Impressionen und Assoziationen belohnt, aber auch mit deren ausufernden Menge fast erschlägt. Der Autor, der über eine überbordende Erzählphantasie und einen aberwitzigen Humor verfügt, erzählt seine meist recht unterhaltsamen, oft aber auch eine sehr harte Wirklichkeit aus dem Drogen- und Prostitutionsmilieu widerspiegelnden Geschichten in einer flüssigen und klaren Sprache. Daneben liefert er ein präzises Bild der durch Drogenhandel und Dritte-Welt-Kapitalismus aus den Fugen geratenen nordmexikanischen Grenzregion. Das brillante Mammutwerk ist für aufgeschlossene Leser mit langem Atem, die auch mit gewalttätigen und unappetitlichen Situationen und Szenen umgehen können, durchaus zu empfehlen. (Übers.: Christian Hansen)
Günther Freund
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
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Roberto Bolaño
Hanser (2010)
1093 S.