Der Gläserne Kaiser
Bernhard Hennen ist ein Urgestein der deutschsprachigen Fantastik. Auch sein Schattenelfenzyklus zeigt sein Talent, scheinbar mühelos verschiedene Plots und zahlreiche Charaktere gekonnt miteinander zu verbinden. Im Zentrum des Bandes stehen die Versuche des Reiches Langollion, der Elfenkönigin Emerelle zu widerstehen, die es zerstören will. Gleichzeitig macht sich auch im Inneren Langollions noch eine weitere finstere Kraft breit. In dieser Situation versucht Langollions Fürstin Alathaia, einerseits im geheimnisvollen Drachentempel der Echsenmenschen eine uralte Kraft auferstehen zu lassen - andererseits schickt sie ihre Vertrauten, die "Bienenhexe" Leynelle und die Meuchlerin Adelayne an den Hof des Gläsernen Kaisers, um die Unterstützung seines Heeres für Langollion zu gewinnen. - Der zweite Band der Schattenelfenbücher ist flott geschrieben und dabei so einstiegstauglich, dass man ihn sogar bequem ohne Kenntnis des ersten Bandes (Die Blutkönigin: BP/mp 22/147) lesen kann. Alle Charaktere werden mit ihren Stärken und Schwächen sympathisch (bzw. im Falle der "Bösen" unsympathisch) gezeichnet, ihre Motive sind fast immer nachvollziehbar. Aus der Masse aktueller Fantasy sticht Hennen auch durch die Wahl fast durchgehend weiblicher Protagonistinnen heraus. Seine Elfenfrauen sind stark, mutig und selbstbestimmt - alles Faktoren, die man bei weiblichen Fantasy-Charakteren auch heute noch nicht für selbstverständlich nehmen darf. So macht der Roman Vergnügen, man freut sich nach den Cliffhanger(n) am Ende auf die Fortsetzung.
Friedrich Röhrer-Ertl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Gläserne Kaiser
Bernhard Hennen
Heyne (2022)
445 Seiten : Karten (farbig)
kt.