Unschuldig
Ein bekannter Thriller-Autor wie John Grisham und Jim McCloskey, der seit Jahrzehnten für die Rehabilitierung Unschuldiger kämpft, haben sich verbündet, um in der Form von wahren Kriminalgeschichten krasse Fehlurteile der amerikanischen Justiz beschreiben.
Die Autoren prangern mit aller Deutlichkeit die illegalen Methoden, die haarsträubende Arroganz und die Unfähigkeit der Strafverfolger an und weisen auf die tragischen Folgen hin. Von den in diesem Buch beschriebenen Fehlurteilen waren 21 Personen betroffen, vier davon saßen in der Todeszelle, zwei wurden wenige Tage vor ihrer Hinrichtung rehabilitiert, einer wurde tragischerweise hingerichtet. Alle Geschichten sind durch die Auswertung der schriftlichen Quellen bei Polizei und Justiz hieb- und stichfest recherchiert. Es sind aufrüttelnde und tragische Geschichten, die den Leser nicht unberührt lassen. Sie beschreiben reale Kriminalfälle und schildern, wie Unschuldige verdächtigt und die tatsächlichen Mörder in einigen Fällen nie zur Verantwortung gezogen wurden. Die Fehler erfolgten auf allen Ebenen des Justizsystems. Schlampige Gerichtsmediziner, voreingenommene Ermittler, fantasievolle Staatsanwälte und rächende Richter, die im Zweifel gegen den Angeklagten entscheiden. Die Geschichten machen auch deutlich, dass es einfacher ist, einen Unschuldigen zu verurteilen als ihn wieder aus dem Gefängnis zu holen. Es sind auch Geschichten vom alltäglichen Rassismus als eine der Hauptursachen der massenhaften Inhaftierungen mit einem überproportionalen Anteil an Schwarzen. Manche unschuldig Verurteilten sitzen bis zum heutigen Tag im Gefängnis, da das Justizsystem nicht in der Lage ist, eigene Fehler zu korrigieren. Recherchiert wie ein Sachbuch, geschrieben wie ein Krimi und nebenbei eine kleine Sozialgeschichte Amerikas: auch für kleinere Bestände zu empfehlen.
Wolfgang Jahn
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Unschuldig
John Grisham, Jim McCloskey ; aus dem Amerikanischen von Bea Reiter und Imke Walsh-Araya
Heyne (2024)
461 Seiten
fest geb.