Und die Welt war jung

In Hamburg, Köln und St. Remo wird Silvester gefeiert. Das neue Jahrzehnt beginnt mit 1950 und trägt schwer an den Folgen des Zweiten Weltkriegs, die man inständig versucht zu verdrängen. Dies bildet den Hintergrund der Erzählung dreier Familiengeschichten, Und die Welt war jung die von Heinrich und Gerda, Galeriebesitzer, Elisabeth und Kurt, leichtfüßiger Werbeleiter einer Sparkasse, und Margarethe und Bruno, die das Vermögen der Schwieger-/Mutter verwalten und sich rein äußerlich ein beschwerdefreies Leben in Italien gestalten. Alle drei sind durch Verwandtschaft oder Freundschaft miteinander verbunden. Der Erzähler nun lässt hinter die Kulissen schauen, wo solange sehnsüchtig auf den in Russland vermissten Schwiegersohn gewartet wird, bis sich die Tochter in einen anderen Mann verliebt, der noch dazu kein Deutscher ist, wo ungewollte Kinderlosigkeit einen eh schon schwelenden Generationenkonflikt verschärft oder Sorgen um Existenz und Verantwortung schlaflose Nächte bereiten. So unterschiedlich die Probleme sind, so unterschiedlich die scharf gezeichneten Charaktere, die auf unterschiedliche Weise Umgang damit suchen. Zeitkolorit wird mit Musikzitaten, politischen Einspielungen und Rollenklischees geschaffen. Entgegen der Gepflogenheiten heiterer Kunst der 50er Jahre bietet die Autorin kein Happy End im gewöhnlichen Sinn, will aber doch versöhnlich enden. Leichte Lektüre, die die Dilemmata der späteren Nachkriegszeit als Hintergrundmusik verwertet.

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Und die Welt war jung

Und die Welt war jung

Carmen Korn
Kindler (2020)

Drei-Städte-Saga ; 1
576 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 957300
ISBN 978-3-463-40704-3
9783463407043
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.