Und die Welt war jung
Der Galerist Heinrich aus Köln ruft am Neujahrstag seine Schwester Margarete in San Remo an und dasselbe tut seine Frau Gerda mit ihrer Freundin Elisabeth in Hamburg. Und schon ist der Zuhörer inmitten der Geschichte der drei Familien aus drei Städten vor dem Hintergrund der Nachkriegsjahre. Elisabeth und Curt erwarten mit ihrer Tochter Nina die Rückkehr des Schwiegersohnes aus der russischen Gefangenschaft, während im Leben Ninas ein neuer Mann Platz findet. Heinrich möchte das Angebot seiner Galerie ausbauen und kommt dabei einem kleinen Kunstskandal um das Verschwinden eines jüdischen Malers auf die Spur. Und in San Remo lebt Margarete mit ihrem Mann Bruno unter der alles bestimmenden Schwiegermutter, für die das Ansehen ihrer Kaufmannsfamilie das wichtigste Gut zu sein scheint. Der Roman bringt sehr gut das Lebensgefühl der 50er Jahre zum Ausdruck, das stark geprägt ist vom vergangenen Krieg und den daraus entstandenen Leiden, aber auch vom Aufbruch in eine neue Zeit, in der sich die Wertevorstellungen der Menschen langsam ändern und auch Männer das ein oder andere Mal Gefühle zeigen dürfen. Die Autorin liest die Geschichte selbst, mit der sie wieder einmal ihrer Wahlheimatstadt Hamburg und auch dem Ort ihrer Kindheit, Köln, eine Liebeserklärung macht. Die ruhig erzählte Geschichte aus drei Städten, die so exemplarisch von Schicksalsschlägen und kleinen Freuden erzählt, findet sicher überall Zuhörer.
Barbara Dorn
rezensiert für den Borromäusverein.
Und die Welt war jung
Carmen Korn
argon hörbuch (2020)
2 mp3-CDs (circa 840 min)
mp3-CD