Hoffe
Eigentlich hatte Papst Franziskus seine Autobiografie als Vermächtnis gedacht, nun hat er sich entschieden, sie schon jetzt im Heiligen Jahr 2025 vorzulegen – als Ermutigung für alle Christen, ihr Leben als eine Begegnung mit Christus zu verstehen.
So schildert er seinen Lebensweg von seiner Kindheit ausgehend, die italienische Auswandererfamilie in Argentinien, Schulzeit und Ausbildung als Chemielaborant. Dann sehr ausführlich seine Berufungsgeschichte, der Weg in den Jesuitenorden, Philosophie- und Theologiestudium. Kaum etwas erfährt man über seine Jahre als Erzbischof, aber dieser Lebensrückblick ist auch nicht systematisch, sondern eher assoziativ, mit Rück- und Vorausblicken, und er ist auch nicht vollständig. Dafür erfährt man nebenbei viele Hintergründe dieses Lebenswegs, die schwierigen Jahre während der argentinischen Diktatur, die Armut vieler Menschen, denen der Jesuitenprovinzial und dann Bischof begegnet. Ab den Kapiteln zu Konklave und Papstwahl kommen natürlich die bekannten Positionen des Papstes zu Krieg und Frieden, zu Armut, zum Umgang mit sexuellem Missbrauch, zur Rolle der Frauen in der Kirche, zu seinem Verhältnis zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. usw. immer wieder zur Sprache. Aber Papst Franziskus spricht nicht nur von seinen theologischen Überzeugungen, sondern ganz offen auch von seinen eigenen Gefühlen, wenn er etwa Opfern von schlimmster Gewalt begegnet, angesichts der Corona-Pandemie oder der Kriege in der Ukraine oder in Gaza. Doch verliert er nie seine grundsätzliche Zuversicht. Entscheidend für diese Autobiografie sind eben nicht so sehr die Ereignisse im Leben des Papstes – vielmehr die spirituelle Deutung, die Papst Franziskus ihnen vom Evangelium her gibt und die er seinen Leserinnen und Lesern weitervermitteln will. Und so kann Papst Franziskus auch in einer Welt voller Herausforderungen und ungewisser Zukunftsperspektiven dazu aufrufen, voller Hoffnung und mit dem Beistand des Heiligen Geistes gemeinsam die Zukunft zu gestalten.

Hoffe
Papst Franziskus ; mit Carlo Musso ; aus dem Italienischen von Elisabeth Liebl
Kösel (2025)
384 Seiten : Illustrationen
fest geb.