Ascona

Der Roman beginnt effektvoll mit der Nacht, in der Hitler Reichskanzler wird. Remarques Bettpartnerin drängt ihn zur Flucht nach Ascona, wo Remarque eine Villa besitzt. Er hatte ja besonders mit seinem Erfolgsroman "Im Westen nichts Neues" den Zorn Ascona der Nazis auf sich gezogen. Am Lago Maggiore führt der weltbekannte Autor dann ein feudales Leben mit verschiedenen Frauen, viel Alkohol und Zigaretten. Depressiv stimmen ihn die politischen Radiomeldungen aus Deutschland und der stockende Fortgang am neuen Romanwerk. Im angesagten Lokal "Verbano" trifft er sich mit anderen Exilanten, u.a. mit Leonhard Frank, Ernst Toller, Else Lasker-Schüler und Marianne von Werefkin. Großzügig hilft er. Dabei bedroht ihn und die ganze Exilgemeinde der lange Arm der Nazis. Er bezeichnet sich selbstkritisch als einen "Hedonisten", der haltlos den Freuden nachjagt. Besonders Marlene Dietrich hat es ihm angetan. Ihr zuliebe verschafft er sich schließlich Zutritt auf das Flüchtlingsschiff "Queen Mary" Richtung Amerika. Die Leser begleiten den Helden in die mondäne Welt Europas, erleben u.a. eine Fußamputation, eine Schlägerei und die Flucht in einem Achtzylinder-Lancia. Die Exilgruppe bleibt blass, die Probleme am Roman "Die Kameraden" beschränken sich auf die Suche nach der rechten Kernaussage. Die 40 Kapitel dieser Romanbiografie sind flott und spannend geschrieben, voller rasch skizzierter Ereignisse.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ascona

Ascona

Edgar Rai
Piper (2021)

246 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 982118
ISBN 978-3-492-07068-3
9783492070683
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.