Die Henkerstochter und das Vermächtnis des Henkers
Jakob Kuisl erhält einen Brief eines Freundes aus seinen Soldatenzeiten im Dreißigjährigen Krieg, er möge wegen eines Schatzes nach Passau kommen. Er bricht mit seiner Enkelin Sophia dorthin auf. Währenddessen befinden sich auch seine Tochter
Magdalena mit ihrem Mann, dem Arzt Simon Fronwieser, und ihrem Sohn Peter in der Bischofsstadt, in die sich der Wiener Hof wegen der türkischen Belagerung geflüchtet hat. Fronwieser wird zum Hofarzt und seine Frau zur Hebamme der Kaiserin. Der Henker trifft auf weitere frühere Weggefährten. Sie müssen den gewaltsamen Tod des Einladenden feststellen und suchen nach Vergeltung. Das führt zu einer Vielzahl von Todesopfern; ist einer aus ihren Reihen der Täter? Ein zweiter Handlungsstrang schildert die Abenteuer von Paul Fronwieser als Spion in kaiserlichen Diensten. Denn die privaten Verwicklungen laufen parallel zur immer schwierigeren Situation der Stadt Wien. Der Kaiser wartet nahezu verzweifelt auf das Eintreffen des polnischen Königs mit seinen Truppen. – Die zwei das 17. Jh. bestimmenden Kriege bilden den Rahmen der Episode aus dem Leben des Henkers. Viel Raum gibt der Autor den Erinnerungen an Kuisls Söldnerzeit und den kriegerischen Entwicklungen vor Wien. In die Schatzsuche hat er auch das Nibelungenlied eingeflochten, von dem eine Abschrift aus Passau existiert. In der breit gefächerten Handlung hat Pötzsch genügend Raum für Zeit- und Modeschilderungen gefunden.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Henkerstochter und das Vermächtnis des Henkers
Oliver Pötzsch
Ullstein (2024)
629 Seiten
kt.