Lahme Ente, blindes Huhn
Eine lahme Ente und ein blindes Huhn. Zögerlich, gutaussehend (den eigenen Angaben zufolge) und risikoscheu die eine, abenteuerlustig, scharfzüngig und stets gut gelaunt das andere. Wie füreinander geschaffen! Überraschend steht das Huhn eines Tages bei der Ente im Hinterhof und fordert sie auf, gemeinsam mit ihm eine Reise an einen magischen Ort zu unternehmen. Quasi als eine Art Blindenhund. Die lahme Ente hat zwar bis dato noch nie ihren Hinterhof verlassen, würde aber gerne auch ihre Erdnüsschen mit jemandem teilen. Und ohnehin hat sie dem mitreißenden Charme des Huhns kaum etwas entgegenzusetzen. Sie ziehen also los. Ziel: der Ort, an dem angeblich die geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen. "Oh, wie schön ist Panama"-reloaded. Dass Ulrich Hub urkomisch schreiben kann, hat er nicht nur mit "An der Arche um Acht" bewiesen. Als echter Theatermensch erzählt er den zwei Figuren-Plot wunderbar szenisch und mit pointenreichen Dialogen. Lahme Ente und blindes Huhn sind ein odd couple par excellence. Sie ergänzen sich perfekt. Das Ziel ist nur bedingt wichtig oder um das dem Text vorangestellte Motto zu zitieren: "Das Ziel ist im Weg". Freundschaftliche Zuneigung entsteht hier so oder so. Nach Umwegen. Jörg Mühle fängt den schrägen Charakter der Geschichte gekonnt ein und konzentriert sich fast ausschließlich auf Ente und Huhn. Immer sind die beiden in Bewegung oder erklären dem anderen etwas gestenreich. Unbedingte Empfehlung.
Anna Winkler-Benders
rezensiert für den Borromäusverein.
Lahme Ente, blindes Huhn
Ulrich Hub ; mit Bildern von Jörg Mühle
Carlsen (2021)
82 Seiten : zahlreiche Illustrationen (farbig)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 8