Der Fischer und der Sohn
Mustafa ist Fischer an der türkischen Ägäis-Küste. Als er einmal mit seinem Sohn hinausfährt, gerät er in einen Sturm, bei dem der Siebenjährige über Bord geht. Mustafa sucht verzweifelt, kann Deniz aber nicht mehr finden. Tiefe Trauer verändert sein Leben, vor allem aber sein Verhältnis zu Mesude, seiner Frau. Beinahe täglich versuchen Flüchtlinge auf überfüllten Booten, von der Türkei aus die nahegelegenen griechischen Inseln zu erreichen. Einige Schiffe kentern, viele der Insassen ertrinken. Bei einer seiner Ausfahrten entdeckt Mustafa nicht nur zwei Tote, sondern auch ein wenige Wochen altes Baby, das überlebte, weil man es in einem kleinen Schlauchboot ausgesetzt hatte. Die Toten meldet Mustafa den Behörden, das Baby jedoch bringt er zu seiner Frau. Für ihn ist es ein Wink des Schicksals. Allah hat ihnen ein Kind genommen und dafür ein anderes geschenkt. Mesude ist skeptisch, denn wie ließe sich ein Neugeborenes vor den anderen Frauen im Dorf dauerhaft verstecken. Da Mustafas Schwester hochschwanger ist, verlangt er, dass sie angibt, Zwillinge geboren und einen davon ihrem Bruder gegeben zu haben. Ohne Geburtsurkunde ist das beinahe unmöglich. Noch dazu meldet sich die echte Mutter, eine junge Afghanin, bei der Polizei und fragt nach ihrem Kind ... - Ein vor dem Hintergrund des Flüchtlingsdramas auf dem Mittelmeer sehr aktueller und emotionaler Roman.
Josef Schnurrer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Fischer und der Sohn
Zülfü Livaneli ; aus dem Türkischen von Johannes Neuner
Klett-Cotta (2023)
190 Seiten
fest geb.