Der Markisenmann

Ziemlich verzogen ist die 15-jährige Kim. Sie wächst in Köln-Hahnwald auf, mit Mutter, Stiefvater und Stiefbruder. Ihren leiblichen Vater hat sie nie kennengelernt. Das ändert sich in diesem Sommer, denn Kim soll die ganzen Sommerferien bei ihm verbringen: Ronald Papen ist Unternehmer - allerdings ohne Villa und Pool. Er verkauft - mit eher mäßigem Erfolg - Markisen im Direktvertrieb, d.h. an der Haustür. Statt im eigenen Zimmer lebt Kim nun zusammen mit dem Vater in einer Lagerhalle in Duisburg-Meiderich und begleitet ihn auf seinen Touren durchs Ruhrgebiet. Bis ins Kleinste plant und dokumentiert Papen seine Verkaufstouren, kennt die besten Imbisse und Eisdielen. Für Kim ist das eine fremde, ganz neue Welt - doch sie findet Gefallen daran und zusammen setzen Vater und Tochter sogar einige Markisen (Restposten aus der ehemaligen DDR) ab. Papen lebt ein einfaches, aber zufriedenes Leben. Er hat seinen klapprigen Kombi und (ziemlich schrullige) Freunde, die er in der Eckkneipe trifft. Jan Weiler erzählt die Geschichte eines Teenagers, der sich und seine Familie (neu) entdeckt und das ist trotz mancher Tragik sehr unterhaltsam. Als Kim viele Jahre später auf diesen Sommer zurückblickt, wird die enge Verbundenheit zu ihrem Vater deutlich. Schauspielerin Lisa Hrdina sorgt mit ihrer Lesung für rund neun Stunden kurzweilige Unterhaltung. Sehr zu empfehlen.