Kühn hat Hunger
Kommissar Martin Kühn von der Münchner Kripo steckt in der Krise: Sein Körper ist aus der Form geraten, seine Frau wirkt unzufrieden, seine Kinder maulen rum, seine Beförderung lässt auf sich warten und sein ehemals bester Freund und nun arger Konkurrent spechtet ebenfalls auf die Leitungsposition. Das Abspecken soll ihm mithilfe einer obskuren Diät eines belgischen Arztes gelingen, der vor allem durch Macho-Sprüche auffällt. Nicht der beste Zeitpunkt für seinen neuesten, schwierigen Fall: Eine junge Frau wird bestialisch ermordet in einer Senkgrube gefunden. Zunächst gibt es keine Anhaltspunkte. Doch mit seiner beruflichen Erfahrung kommt Kühn bald auf die richtige Fährte: Es sind zwei Täter, und wie sich herausstellt, muss einer von beiden ein Kollege sein. So viele Baustellen sind auch für den hartgesottenen Kriminalkommissar nicht leicht auf einmal zu bewältigen. - Jan Weilers Kühn-Krimis (BP/mp 15/414, 18/380) sind schon längst Kult, obwohl sie streng genommen gar keine üblichen Krimis sind: Die Kriminalstory ist zwar spannend gestrickt, aber eher nur Plattform, auf der der Autor das nur allzu Menschliche seiner Figuren entwickelt. Und das mit ebenso viel skurrilem Humor wie Sprachwitz, Ironie und leiser Gesellschaftskritik (Gesundheitswahn und das Verhältnis der Geschlechter). Da macht das Lesen schon ab der ersten und (versprochen!) bis zur letzten Seite einen irren Spaß. Für jeden Weiler-Fan ein absolutes Muss ebenso wie für alle, die nicht nur spannend unterhalten werden wollen, sondern beim Lesen auch mal ordentlich feixen möchten.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Kühn hat Hunger
Jan Weiler
Piper (2019)
412 Seiten
fest geb.