Meine Lebensreisen
Martin Walser lebt seit Jahrzehnten am Bodensee und seine Romane sind oft auch im weiteren Umkreis des Bodensees angesiedelt. Man könnte ihn sogar als eine Art 'Heimatschriftsteller' des alemannischen Sprachraums bezeichnen. Aber trotz dieser starken Verbundenheit mit seiner südwestdeutschen Herkunftsregion war Walser immer auch ein leidenschaftlicher Reisender. Kaum ein europäisches Land, das er nicht wenigstens einmal gesehen hat. Auch in den USA war er häufig, manchmal auch für längere Zeit zu Gast. Und immer hat er während seiner Reisen in die Fremde auch Aufzeichnungen gemacht. Gelegentlich sind es nur kurze Notizen, die ihn an bestimmte Episoden während der Reise erinnern. Dann wieder sind es längere Passagen, fast schon Reportagen, die er über einen Aufenthalt zu Papier bringt. In diesem, im Vergleich zu sonstigen Editionen des auf Reisen spezialisierten Verlags leider etwas lieblos edierten, Band sind Aufzeichnungen aus den Reisen Walsers zwischen den fünfziger und achtziger Jahren des 20. Jh. zusammengestellt. - Für 'Walser-Fans' ist dieser Band sicherlich eine Pflichtlektüre. Wer sich nicht unbedingt dazu zählt, blättert etwas müde durch diese nicht immer sonderlich aufregenden privaten Aufzeichnungen eines großen deutschen Schriftstellers. Aber es gibt auch einige typische Walser-Sätze: "Überall wäre ich gern, nur nicht hier, nirgends, wo ich bin, wäre ich gern, lieber wäre ich nicht, wo ich bin, sondern wo ich nicht bin."
Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Meine Lebensreisen
Martin Walser
Corso (2012)
151 S.
fest geb.