Großer Bruder, kleine Schwester

Am Beispiel persönlicher Schicksale von Kindern, die mit der "Operation Babylift" 1975 ins Ausland geflogen wurden, wird die Geschichte des Vietnamkriegs dargestellt. Die Autorin erzählt die Geschichten von Tâm und Louis in kurzen bildhaften Szenen. Großer Bruder, kleine Schwester Tâm ist die Tochter eines französischen Plantagenbesitzers und einer Vietnamesin. Die Eltern wurden während eines Angriffs getötet und Tâm von ihrer Amme gerettet und auf Umwegen mit der "Operation Babylift" ins Ausland gebracht. Louis ist Kind einer Vietnamesin und eines schwarzen GIs, der sich in seiner Jugend als Straßenkind und Taschendieb durchgeschlagen hat, bis er eines Tages ein ausgesetztes Baby fand. "Wenn ich wüsste, wie man ein Gespräch beendet ... hätte ich die Fäden … für Sie entwirrt, damit die Geschichte … geklärt ist", schreibt die Autorin. Diese Fäden sind zeichnerisch in den Text eingefügt. Im letzten Kapitel verwebt die Autorin die Fäden zu einem "unvollkommenen Ende". Es bleiben für den/die Leser/-innen viele Eindrücke vom Schicksal der Menschen während des Krieges und der Teilung Vietnams, von der Unmenschlichkeit, von den zu "Killermaschinen" gedrillten US-Soldaten und von der Gründung von Nagelstudios, mit denen gerettete und geflüchtete Vietnamesen ihr Leben fristeten. Ein kleines, kunstvoll gestaltetes Buch, das besondere Aufmerksamkeit verdient.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Großer Bruder, kleine Schwester

Großer Bruder, kleine Schwester

Kim Thúy ; aus dem Französischen von Brigitte Große
Verlag Antje Kunstmann (2021)

145 Seiten : Illustration
fest geb.

MedienNr.: 606857
ISBN 978-3-95614-456-1
9783956144561
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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