Dunkle Winde
Es ist der fünfte Roman der Krimi-Reihe über die Navajo Police von Tony Hillerman. Bereits 1982 erschienen ist diese Neuauflage der erfolgreichen Reihe auch mit der Verfilmung der Bücher als Serie in "Dark Winds" begründet. Obwohl der Titel der
von Robert Redford und George R.R. Martin prominent produzierten Serie mit dem Titel des fünften Bands übereinstimmt, ist die Grundlage der Handlung der ersten Staffel ein früheres Werk. In der Kultur der Navajo bezeichnen dunkle Winde äußere Einflüsse, die den Gerechtigkeitssinn beeinflussen (S.133). Die Handlungen der einzelnen Bücher bauen nicht aufeinander auf und so kann man den Ermittlungen von Officer Jim Chee im hier besprochenen Band ohne Vorkenntnisse folgen. Der Navajo-Polizist steht drei scheinbar nicht miteinander verbundenen Ereignissen gegenüber: Eine unbekannte Leiche, ein Flugzeugabsturz und die Zerstörung eines Windrads sind zunächst einmal drei einzelne Fälle. Doch seine beharrlichen Ermittlungen bringen den Navajo immer näher an die Lösung und damit in große Gefahr. Die Krimireihe zeichnet sich durch ethnische Spannungen zwischen den Stammesvölkern der amerikanischen Urbevölkerung und den Weißen aus. Insbesondere die Ermittlungen von Chee bauen auf kulturellem Wissen seiner Vorfahren auf und entführen die Leser:innen in eine andere Welt. Bezeichnend ist beispielsweise sein Unverständnis gegenüber "weißen" Eigenschaften wie Gier und Rache (S.133), die er zwar als solche erkennt, aber nicht nachempfinden kann. Auch das Lesen von Spuren im Sand nimmt eine wichtige Rolle bei seinen Nachforschungen ein. So folgt man dem ausgeglichenen Protagonisten gerne durch die karge Landschaft der Black Mesa.
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.

Dunkle Winde
Tony Hillerman ; aus dem Englischen von Klaus Fröba
Unionsverlag (2023)
255 Seiten
kt.