Zeugen der Nacht
Chee überlegt, zum FBI zu wechseln. Aber er ist als Native Navajo auch stark mit seinem Volk verbunden. Und nun bekommt er von der Frau eines reichen Unternehmers das lukrative Angebot, ein bei einem Einbruch gestohlenes Kästchen ihres Mannes wiederzubeschaffen. Nach Abstimmung mit seiner Behörde nimmt er Ermittlungen auf und merkt bald, dass der Inhalt des Behältnisses nicht nur aus harmlosen Erinnerungsstücken bestehen dürfte, wie es ihm erklärt wurde. Wie könnte es sonst sein, dass Leute, die Chee befragt, bald zu Tode kommen. Die Geschichte hat ihren Ursprung in einer Explosion bei Ölbohrsondierungen vor Jahrzehnten, als mehrere Menschen umgekommen waren. Zu guter Letzt ist es Chees empfindsames Verständnis der indigenen Religiosität und deren Gebräuche, die zur Lösung des Falles führen, und zwar mit einem überraschenden Ende. - Dieser Roman ist so gestaltet, dass Jim Chee am Beginn seiner Polizistenarbeit auftritt, obwohl er in anderen Büchern immer wieder in Erscheinung getreten war. Hier wird viel Wert gelegt auf die Schilderungen der Rituale, Gebräuche und Sitten der Indigenen. Das Zusammentreffen der Kulturen wird ausgiebig thematisiert. Die neu übersetzten und auch neu betitelten Geschichten (in den Achtzigern durch Goldmann verlegt) lesen sich auch jetzt wieder sehr gut. Der vielfach geehrte Autor, groß geworden in der Gegend, in der seine Romane spielen, verstand es hervorragend, Menschen und Landschaften so zu schildern, dass auch Leser anderenorts beeindruckt sind. Bestens zu empfehlen.
Erwin Wieser
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zeugen der Nacht
Tony Hillerman ; aus dem Englischen von Klaus Fröba
Unionsverlag (2023)
[Ein Fall für die Navajo-Police] ; [4]
251 Seiten
kt.