Die Allee der verbotenen Fragen
Johann reist nach seinem Schulabschluss in das Dorf seiner Kindheit in der Nähe von Greifswald und entdeckt dort durch Zufall seinen eigenen Grabstein. Nachdem ihm noch ein Koffer mit für ihn unzusammenhängenden Gegenständen ausgehändigt worden ist, macht er sich auf die Suche nach den Hintergründen und tritt eine Reise quer durch Deutschland an, wobei er auf die unterschiedlichsten Personen trifft, die ihn zu kennen glauben. Dabei wird er von einem dubiosen Mann im Strickpullover und Akelei, einer frustrierten Hausfrau mit Huhn, verfolgt. Diese sieht ihn ihm ihre einstige Jugendliebe, folgt seiner Spur, und ihre tief verschütteten Erinnerungen an ihr Leben vor der Wende tauchen langsam wieder auf. So wird ihr ihre verbotene Freundschaft zu Fin aus der Nachbarschaft und dessen plötzliches Verschwinden und das seltsame Verhalten ihres Vaters gegenüber Fins Mutter wieder bewusst. Die Handlung nimmt langsam Fahrt auf, steuert rasant auf den Höhepunkt zu, wobei die sympathischen, immer authentisch bleibenden Protagonisten fast ihr Leben verlieren. - Die Autorin Antonia Michaelis schildert mit subtilem Humor, wie zwei Leben durch Missverständnisse eine falsche Richtung genommen haben und der Schein hinter einer bröckelnden Fassade aufrecht erhalten bleiben sollte. Die Leser/innen werden durch die fließenden Übergänge zwischen Erinnerung und Gegenwart und die verschiedenen Erzählperspektiven immer wieder neu gefangen genommen. Für alle Bestände empfohlen.
Elisabeth Kemper
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Allee der verbotenen Fragen
Antonia Michaelis
Knaur (2016)
383 S.
fest geb.