Wolfsgarten
Karl und Achim wollen ihrer kranken Freundin Maria helfen. Die junge Frau lebt seit ihrer Kindheit in dem Kinderheim, in dem auch die beiden Jungen aufgewachsen sind. Einem Märchen zufolge gibt es eine Möglichkeit ihr zu helfen: Man müsse einen Rosenbusch pflanzen und seinen Duft einatmen, dann würden Wünsche in Erfüllung gehen. Nachts machen die beiden sich auf den Weg zu einem verwilderten Garten um den Busch zu pflanzen. Aber der Rückweg ist ihnen versperrt. Sie sind in der Vergangenheit gefangen, im Sommer 1990. Der Garten - so erschließt es sich dem Leser allmählich - ist eine Allegorie auf die DDR. In dem Heim wachsen Kinder auf, deren Eltern geflüchtet sind. Die Heimleiterin zwingt sie mit subtilen Drohungen zum Lauftraining, damit der Staat junge Talente bekomme. Auch Maria ist eines dieser Kinder. - Der Roman ist spannend, manchmal unheimlich, aber thematisch überfrachtet. Die Repressalien der DDR gegenüber ihren Bürgern, der Umgang mit zwangsweise zurückgelassenen Kindern sind ein trübes Kapitel deutscher Geschichte. Als Themen für einen fantastischen, streckenweise märchenhaften, Roman sind sie nach meinem Empfinden ungeeignet.
Birgitta Negel-Täuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Wolfsgarten
Antonia Michaelis. Mit Vignetten der Autorin
Kerle (2011)
319 S. : Ill.
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 12