Der Riss
Der geniale Hacker Flynn Darkster wird erwischt, als er versucht, in die Computersysteme des Pentagons einzudringen. Um nicht für lange Zeit im Gefängnis zu landen, sollen er und seine Mitarbeiter in einem Geheimprojekt des Verteidigungsministeriums mitarbeiten, das sich in einer von Klimawandel, Katastrophen und kriegerischen Auseinandersetzungen geprägten Welt für einen Cyberkrieg rüsten will. Schnell wird klar, dass dieses Projekt rund um eine immer selbstständiger werdende KI ein ganz anderes Ziel hat, um das zwischen verfeindeten Regierungen und mächtigen Verbrecherorganisationen ein tödlicher Wettlauf entbrannt ist. Unterschiedliche Phänomene und vor allem die mysteriösen Traum-Erfahrungen einer jungen Frau haben bei vielen Wissenschaftlern zu der Erkenntnis geführt, dass die gelebte Realität in Wahrheit eine gigantische Computersimulation ist. Wer es schafft, den durch Schwachstellen dieses "Genesis-Algorithmus" erzeugten Riss zu entdecken und auf diese Weise die Grenzen dieser Simulation zu überwinden, kann die absolute Macht über die Zukunft der Welt erringen. Doch was passiert, wenn jemand beschließt, die Simulation zu beenden? – Spätestens seit den Matrix-Filmen, auf die der Autor nicht nur einmal deutlichen Bezug nimmt, ist die von einigen Physikern und Philosophen diskutierte Simulationstheorie einem breiteren Publikum vertraut. Rund um diese Theorie entwickelt der bekannte SF-Autor Brandhorst einen vielschichtigen und nicht immer einfach zu lesenden Wissenschaftsthriller, der technikaffine Leserinnen und Leser (die wichtigsten technischen und naturwissenschaftlichen Begriffe werden in einem ausführlichen Glossar erklärt) nicht nur spannend unterhält, sondern auch das gesellschaftskritische Interesse an aktuellen wissenschaftlichen Diskursen wecken kann.
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Riss
Andreas Brandhorst
Heyne (2024)
638 Seiten
fest geb.