Verheizte Herzen
Der Klassiker: Ana, eine verheiratete Frau, verliebt sich in einen verheirateten Mann, eine heiße Affäre, bis ... ja, bis der Mann durch einen Unfall stirbt, was sie durch einen Anruf von dessen Frau erfährt. Connor, so der Name des Geliebten, hätte seine Frau aber ohnehin nicht verlassen. Drei Jahre hatten die Anwältin Ana und Connor eine heimliche Affäre. In ihrer Trauer versucht sie, sich mit ihrer früheren Konkurrentin anzufreunden. Als Vollstreckerin von Connors Testament will sie so sein Leben kennenlernen und ihn auf diese Weise für eine Weile behalten. Ihre Verzweiflung ist groß, weil sie ihre Trauer nicht zeigen kann; denn niemand hat von ihrer Affäre mit Connor gewusst. Dies drückt Ana als Ich-Erzählerin in kurzen staccatoartigen Satzfetzen in einer Art Versform aus, indem sie sich direkt an den toten Geliebten wendet und sich auf diese Weise an ihre schwierige Beziehung erinnert: wie sie vergeblich auf seiner Entscheidung für sie oder seine Ehefrau bestand, wie ihr manchmal auch klar wurde, dass ihre Liebe keinen Bestand haben konnte: „Unsere gemeinsame Zeit ging immer vorbei. Uns gab es immer nur flüchtig. Alles Wichtige geschah hinter verschlossenen Türen. Nichts drang heraus (S. 239)“. Und dass eine Trennung von ihm „ein paar verheizte Herzen“ bedeutet (S. 97). Eine stilistisch ungewöhnlich intensive Geschichte, die die Zerrissenheit und Verzweiflung der Protagonistin perfekt herausstellt. An seelischen Analysen besonders Interessierten sehr empfohlen.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Verheizte Herzen
Sarah Crossan ; aus dem Englischen von Maria Hummitzsch
Kiepenheuer & Witsch (2022)
262 Seiten
fest geb.