Das Leben kostet viel Zeit
Titus Brose war einst Chefredakteur einer Berliner Lokalzeitung. Seit dem Niedergang des Verlags hat er eine Anstellung bei "LebensLauf" und schreibt im Auftrag von Senioren im Seniorenpflegeheim "Altes Fährhaus" deren Lebenserinnerungen auf. Das ist für ihn eine wenig spannende Aufgabe, führt aber dazu, dass er sich immer öfter mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzt. Vor allem die Ferien, die er bei den Großeltern an der See hinterm Deich verbracht hat, kommen ihm in den Sinn, als in der Biografie-Runde die alten Menschen von "damals" erzählen. Ein Heimbewohner, Dr. Einhorn, hat kein Interesse an der Niederschrift seines eigenen Lebens. Er beschäftigt sich intensiv mit Adelbert von Chamisso und weckt das Interesse von Brose, der sich daraufhin endlich wieder journalistischen Recherchen widmet. - Feinsinnig und lebensnah vermittelt Jens Sparschuh das Leben im "Alten Fährhaus" und lässt an der Gedankenwelt von Titus Brose teilhaben, die Kindheitserinnerungen, Erlebnisse vor und nach der Wende in Berlin und letztendlich die Gestaltung des gegenwärtigen Lebens beinhaltet. Lesenswert!
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Leben kostet viel Zeit
Jens Sparschuh
Kiepenheuer & Witsch (2018)
383 S. : Ill.
fest geb.