Qube
London, 2091. Nach zwei "Zwischenfällen" mit einer außer Kontrolle geratenen Künstlichen Intelligenz, den sogenannten Turing-Zwischenfällen, dachte man, die Gefahr einer übermächtigen KI gebannt zu haben. Als jedoch der Journalist Calvary Doyle erschossen wird, verdichten sich für Geheimagentin Fran Bittner die Anzeichen, dass die KI erneut zum Leben erwacht ist. Doyle recherchierte zum Zeitpunkt seiner Ermordung zum Thema KI und war der Wahrheit wohl etwas zu nahe gekommen. Kurz vor dem Mord war sein Hirn vollständig digitalisiert worden und ermöglicht ihm, in Form eines "Quants" (Mensch mit künstlichem Gehirn) weiterzuleben. An seine Nachforschungen erinnerte er sich allerdings nicht mehr. - Der Science-Fiction Thriller von Tom Hillenbrand knüpft inhaltlich lose an "Hologrammatica" (BP/mp nicht besprochen) an, welcher bereits zu einem Bestseller wurde. Der aktuelle Band hat ebenfalls das Zeug, ein Erfolgsbuch zu werden. Nicht zuletzt, weil er, ausgehend von aktuellen technischen Entwicklungen, eine Zukunftsvision der Menschheit am Ende des 21. Jh. entwirft. Dabei werden ethische und moralische Fragen aufgeworfen. Selbstoptimierung und wissenschaftlicher Fortschritt haben es ermöglicht, den ersten philosophischen Grundsatz René Descartes (ich denke, also bin ich) ad absurdum zu führen. Denn Quants können mit Hilfe des sogenannten "Descartes-Hack" ihren digitalisierten Geist beliebig oft in neue Gefäße (Körper) laden und dort theoretisch unendlich lange leben, sofern beim "Upload" nichts schief geht und das digitale Gehirn aufhört zu denken. Ein durchaus empfehlenswerter Science-Fiction-Roman, der beängstigende Szenarien entwirft.
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.
Qube
Tom Hillenbrand
Kiepenheuer & Witsch (2020)
KiWi Taschenbücher ; 1723
554 Seiten
kt.