Der Kaffeedieb

Obediah Chalon ist am Ende: nach gescheiterten Börsengeschäften wird der englische Naturforscher, Hobbygelehrte, Meisterfälscher und Kaffeeliebhaber in Amsterdam gefangen genommen und zur Fronarbeit gezwungen. Doch in letzter Sekunde befreien ihn Der Kaffeedieb niederländische Kaufleute und machen ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: er soll eine Expedition ins arabische Mocha organisieren, um dort Kaffeepflanzen zu stehlen. So soll das osmanische Monopol gebrochen werden - auch wenn darauf der Tod steht. Chalon stürzt sich notgedrungen, aber auch voll Abenteuerlust in die Aufgabe und rekrutiert eine bunte Truppe von Hochstaplern, Dieben und Gelehrten, mit denen er schließlich in See sticht. Doch er wird verfolgt, und schafft es nur knapp, seinen Gegnern immer wieder zu entkommen - oft in letzter Sekunde. Nach zahlreichen Abenteuern kehrt er nicht mit leeren Hände zurück, nur um am Schluss festzustellen, dass man auch verlieren kann, wenn man gewonnen hat - und umgekehrt ... - Tom Hillenbrand ist ein ungeheuer vielseitiger Autor, dessen Verbraucherkolumnen unter dem Pseudonym Tom König ("König ist Kunde") auf Spiegel online ebenso ein Genuss sind wie die Krimis, die Hillenbrand bisher geschrieben hat. Mit "Der Kaffeedieb" wagt er sich zum ersten Mal an einen historischen Roman, und landet gleich einen großen Wurf. Selten findet man unter den historischen Romanen ein Werk, das gleichzeitig gut recherchiert und historisch korrekt, und dennoch spannend und flüssig zu lesen ist. Hillenbrand gelingt diese Verbindung, auch wenn sein Roman manchmal etwas zu viel Wert auf die indirekte Vermittlung von Historienwissen legt, die Konstruktion der Verfolgertruppe mitunter etwas sehr bemüht wirkt und das Buch gerade in der Vorbereitungszeit der Expedition ein paar Längen hat. Darüber lässt sich jedoch hinweg sehen, denn es ist ein ungeheures Vergnügen, dem sympathischen Schlitzohr Chalon und seiner außergewöhnlichen Räubertruppe auf ihrem Abenteuer zu folgen und so, ganz nebenbei, zu erfahren, wie der Kaffee zu seiner heutigen Größe kam. Hillenbrand schließt ganz dicht auf zu den Größen des fundierten historischen Romans wie Rebecca Gablé und Christopher Sansom. Ein Muss für jede Bibliothek!

Michael Ziemons

Michael Ziemons

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Kaffeedieb

Der Kaffeedieb

Tom Hillenbrand
Kiepenheuer & Witsch (2016)

470 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 584290
ISBN 978-3-462-04851-3
9783462048513
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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