Trutz

"Alle sind tot: Rem, meine Eltern, Waldemar Gejm, Lilija, alle, nur ich nicht." (S. 476) So die niederschmetternde Quintessenz des Ich-Erzählers am Ende dieses erschütternden Zeitromans, der über die Gräuel der beiden säkularen Terrorregime des Trutz 20. Jh., die Nazidiktatur und die stalinistische Diktatur bzw. die totalitäre DDR, erzählt. Und das vor allem am Beispiel der beiden Familien Trutz und Gejm, deren Schicksale über zwei Generationen hinweg verfolgt werden. Rainer Trutz, der Vater des Ich-Erzählers, war aus Hitlerdeutschland in die Sowjetunion emigriert in der Hoffnung, dort mit seiner Frau vor Verfolgung sicher zu sein und seinen Beruf als progressiver Schriftsteller ausüben zu können. Er trifft in Moskau auf einen renommierten russischen Professor der Mnemotechnik, der unter anderem seinen eigenen Sohn Rem und Rainers Sohn Maykl Trutz in dieser Kunst unterweist. Alle mit Ausnahme des Ich-Erzählers - der am Ende sogar noch die Schikanen des DDR-Regimes über sich ergehen lassen muss - enden nach Wegen voller enttäuschten Hoffnungen als schuldlose Opfer der stalinistischen Säuberungen. Es handelt sich also - wie meist bei dem 1944 in Leipzig geborenen, vielfach ausgezeichneten Autor - um einen sorgfältig recherchierten historisch-politischen Roman, der durch schnörkellos-zielstrebiges, fast chronikalisches Erzählen besticht, das den Leser nicht mehr loslässt und auf einfühlsame Weise all den Opfern dieses barbarischen Jahrhunderts ein Denkmal setzt. Unbedingt zu empfehlen.

Trutz

Trutz

Christoph Hein
Suhrkamp (2017)

476 S.
fest geb.

MedienNr.: 589539
ISBN 978-3-518-42585-5
9783518425855
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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