Verwirrnis
Friedeward wächst in den fünfziger Jahren im katholischen Eichsfeld in einem strengen Elternhaus auf. Kurz vor dem Abitur macht er mit seinem Schulkameraden Wolfgang, dem Sohn des Kantors, eine Radtour an die Ostsee. Die beiden genießen die ungewohnte
Freiheit und es entwickeln sich erste zarte Gefühle, die bald zu einer Liebesbeziehung führen. Als Friedewards Vater die beiden eines Tages zusammen sieht, ist er außer sich und verlangt vom Kantor, dass dessen Sohn aus dem Dorf verschwindet. Nach dem Abitur, beim Studium in Leipzig, können sie sich wieder sehen. Da Homosexualität in dieser Zeit strafbar ist, ist ihr Leben von Heimlichkeit geprägt. Die Freundschaft mit Jaqueline und Herlinde, die gleichfalls eine Liebesbeziehung haben, gibt ihnen die Möglichkeit, eventuellen Verdächtigungen entgegenzuwirken. Eine Heirat scheint die Lösung zu sein. Friedeward und Wolfgang machen Karriere, Wolfgang jedoch in Westdeutschland, was bis zum Mauerfall eine endgültige Trennung bedeutet. Glücklich und frei werden beide nicht, auch nicht, als in Ostdeutschland die Straffälligkeit von homosexuellen Handlungen unter Erwachsenen aufgehoben wird. - Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte der Nachkriegszeit hat Christoph Hein einen unaufdringlichen, einfühlsamen Roman geschrieben über die Nöte von zwei jungen Männern, die sich lieben. Ein wichtiges Buch, das eine besondere Empfehlung verdient.
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.

Verwirrnis
Christoph Hein
Suhrkamp (2018)
303 S.
fest geb.