Drei Herren
Was sich die drei gut gekleideten Herren bei ihrem Spaziergang zu erzählen haben, deutet auf einen gehobenen Lebensstandard: da ist von einem Rosengarten die Rede, von einem Urlaub in Afrika, von notwendigen Reparaturen in der Villa. Drei weitere Männer im Park haben anderes zu berichten: einer scheint ohne Obdach zu sein, der zweite verkauft eine Straßenzeitung, der dritte hofft auf Arbeit, um sich mit seiner Tochter einen Zoobesuch leisten zu können. Aber so unterschiedlich die Lebensumstände auch sind, so gibt es doch Beziehungspunkte in ihren Erzählungen, die man aufspüren kann. Diese Motive - die Rosen, die Elefanten in Afrika und im Zoo, ja sogar die beobachteten Tiere im Park - schaffen eine Verbindung über die Klassengrenzen hinweg. Sie sind Zeichen einer gesellschaftlichen Gruppe, aber auch Zeichen für das, was Menschen miteinander gemein haben: Freude und Vorfreude, Ärger und Überraschung, Hoffnung und Humor. Die fein austarierten Bilder schaffen einen Rahmen für die Assoziationen, die der Erzähltext anbietet. Die berühmte Fotografie von August Sander "Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz" wird das Initial für diese kurze Erzählung gewesen sein. Die Offenheit der Lebensentwürfe, die im fotografischen Porträt zum Ausdruck kommt, spiegelt sich auch in der Buchillustrierung. Diese Freiräume werden auch bei der Lektüre fruchtbar sein.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Drei Herren
Helga Bansch
Tyrolia-Verlag (2020)
[32] Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 6