An die, die wir nicht werden wollen
"[…] guten Tag, mein Name ist Klimbimson Kreuzer." Ein eleganter Eröffnungssatz für ein erstes Gespräch. Hier zwischen einem einsamen Inselbewohner und ein paar Kokosnüssen, mit denen er sich anfreundet. Vor fünfzehn Jahren war dies auch der erste Arbeitstitel für Nils Mohls geplante Sammlung an Texten, Gedichten, Gedankenströmen. Im Laufe der Zeit hat er weitergeschrieben. Erstmal durch andere Werke geglänzt (u.a. Deutscher Jugendbuchpreis für "Es war einmal Indianerland"). Nun erscheint die Textsammlung zwar unter einem anderen Titel, "An die, die wir nicht werden wollen", aber Herr K. K. ist immer noch dabei. Besticht durch lakonische Lebensweisheit, die zwischendurch immer mal wieder einseitig prominent auf leuchtend roter Seite zitiert wird: "Realität ist reine Ansichtssache." ist beispielsweise so eine grandiose Erkenntnis von ihm. Es ist dieses Nebeneinander oder eben auch die Gleichzeitigkeit von Leichtigkeit und Tiefgang, von Gefühlen und Stimmungen, die Mohl in seinen Texten par excellence einfängt. Die "Teenager-Symphonie", so der Untertitel, beinhaltet Gedichte und Textcollagen unmittelbar vor seinem achtzehnten Geburtstag. Und später im zukünftigen Leben. Unsicher, warnend und wütend. Ein Countdown. Ein Überlegen über Absurditäten des Lebens und die Angst davor. "Wer schützt mich … vor dem, was ich will? … vor dem, was ich wollen soll?!" Hier wird (jugendliche) Bilanz errechnet, gezogen oder erfragt. Hier wird über Alltägliches nachgedacht, es hinterfragt und erträumt. Es werden Dialoge geführt, Kommentare gemacht, Wortkunst betrieben und gestalterisch gesetzt. Rhythmus und Sound der Texte sind ebenso präzise wie spielerisch. Leser/-innen wird etwas zugetraut. Wunderbar. Zusammen mit den rot/schwarzen Pinsel- und Bleistiftzeichnungen von Regina Kehn und dem Satz von Nele Steinborn liegt hier ein Gesamtkunstwerk vor. "Lebensmittelvorrat" (S. 158) für alle, die jung, alt oder dazwischen sind. Für alle Bestände.
Anna Winkler-Benders
rezensiert für den Borromäusverein.
An die, die wir nicht werden wollen
Nils Mohl ; Bilder von Regina Kehn
Tyrolia-Verlag (2021)
165 Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.