Mein Bruder heißt Jessica
Seit er auf der Welt ist steht der 13-jährige Sam im Schatten aber auch im Schutz seines vier Jahre älteren Bruders Jason. Ihre Eltern sind nicht nur physisch, sondern auch emotional oft abwesend und so bilden die beiden eine verschworene Gemeinschaft. Als Jason seiner Familie eines Tages eröffnet, dass er sich als Mädchen fühlt und sich fortan Jessica nennt, bricht für Sam eine Welt zusammen. Wie soll er mit den Hänseleien seiner Mitschüler umgehen? Wird er seinen Bruder nun für immer verlieren? Die Eltern reagieren mit Unverständnis und leugnen konsequent die Veränderungen in Jasons Leben. Die Geschichte wird aus der Sicht Sams in einem tagebuchähnlichen und manchmal flapsigen Stil erzählt. So ist sie leicht zu lesen, bleibt aber an vielen Stellen an der Oberfläche. Die Figuren bleiben Stereotypen: die emotionslos scheinenden Eltern, die verständnisvolle Tante und der pragmatische Fußballtrainer. So wichtig wie es ist, dieses Thema im Kinder -bzw. Jugendbuch darzustellen, so wichtig ist es auch, genauer hinzusehen und keine einfachen Lösungen zu bieten. Schade, von dem erfolgreichen Jugendbuchautor John Boyne hätte man mehr erwartet als nur eine leicht zu lesender Kinderroman. Trotzdem überall möglich.
Barbara Dorn
rezensiert für den Borromäusverein.
Mein Bruder heißt Jessica
John Boyne ; aus dem Englischen von Adelheid Zöfel
KJB (2020)
253 Seiten
fest geb.