Der Junge mit dem Herz aus Holz

Früh am Morgen, als alle noch schlafen, läuft der achtjährige Noah Barleywater von zu Hause weg. Dass er dabei vor seiner Angst davonläuft, seine todkranke Mutter für immer zu verlieren, versucht er verzweifelt zu verdrängen. Lieber träumt er von all den Abenteuern, die er auf seinem Weg nach Irgendwo erleben wird. Und tatsächlich, schon bald führt ihn ein einsamer Waldweg zu dem geheimnisvollen Haus eines alten Spielzeugmachers, der in der Abgeschiedenheit einen Spielzeugladen führt. Das Haus ist nicht nur voller eigenartig lebendig wirkender Marionetten, es scheint auch selbst ein merkwürdiges Eigenleben zu führen. Zögerlich freundet sich Noah mit dem alten Mann an und hört ihm mit wachsendem Interesse zu, wenn er von seiner abenteuerlichen Vergangenheit berichtet. Fast alle seine Geschichten drehen sich um ein Versprechen, das er als junger Mann seinem Vater gab, immer wieder vergaß und erst einlöste, als es schon fast zu spät war. Immer deutlicher erkennt Noah die Parallelen zu seinem eigenen Leben und findet schließlich den Mut, sich seinen Ängsten zu stellen und rechtzeitig nach Hause zurückzukehren. Als er nach vielen Jahren den Spielzeugladen des alten Mannes erbt, übersieht er die Marionette des kleinen Jungen, die wohl nur auf seine Ankunft gewartet hat und kurz darauf spurlos verschwindet. - Es braucht einige Zeit, bis man sich in John Boynes neues Kinderbuch eingelesen hat. Erst nach und nach entfaltet sich der ganze Zauber dieser wunderbar phantasievollen Geschichte um gebrochene Versprechen und unverbrüchliche Liebe, um die Angst vor Verlust und das Wunder des Lebens. Carlo Collodis Geschichte vom hölzernen Pinocchio bleibt zwischen den Zeilen immer präsent und verleiht dem lesens- und besser noch vorlesenswerten Buch eine wunderbar stimmige märchenhafte Atmosphäre. (Übers.: Adelheid Zöfel)