Moorlichter
Als ein paar junge Kitzretterinnen die Leiche eines erstochenen Altbauern finden, ahnen Kommissar Weinzirl und seine Kollegin Evi noch nicht, dass sie dieser Fall mitten in die Problematik von Tier- und Naturschutz, Waldnutzung und -ökologie und Folgen
des Klimawandels zieht: Ein Altbauer wird auf einer seiner Wiesen erstochen aufgefunden. Wer hat den bärbeißigen Sebi Mayr getötet? Feinde hatte er viele, denn er eckte so gut wie mit jedem an. Weinzirl und Straßgütl erleben eine rechte Odyssee von einem Verdächtigen zum anderen: Tierschützer und Bauern, die um ihr Recht kämpfen, Jäger und Meerschweinchenzüchterinnen usw. Doch erst der Fund eines alten Tagebüchleins bringt sie letztendlich auf die richtige Spur. Dieser Tod hat mit einer grausamen Geschichte zu tun, die gut 60 Jahre her ist. - Nicola Förg gilt mit Recht als Urgestein des Regionalkrimis in Deutschland. Und dass sie die Ermittler Weinzirl und Straßgütl literarisch wieder auferstehen lässt, werden Freunde des Duos sehr zu schätzen wissen. Doch Förg möchte mit ihrem neuesten Krimi nicht nur eine spannende Story erzählen. Da sie privat (siehe Nachwort) mit dem Thema Rehkitzretter und Waldsterben in Berührung gekommen ist, möchte sie diese Problematik ebenfalls in ihrem Thriller behandeln. Und das tut sie ausgiebig: Gut die Hälfte des Romans besteht darin, dass die Ermittler von einem Verdächtigen zur nächsten verdächtigen Person geraten und immer mehr in die diffizile und ausgiebig präsentierte Thematik des Waldsterbens und dessen Ursachen, der Veränderung der Fauna und deren Wirkung auf die ökologischen Systeme und die Nutzung von Wald und Flur durch den Menschen hineingezogen werden. Irgendwann wissen sie gar nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht - und dem Leser geht es genauso. Als man fast die Lust am Weiterschmökern zu verlieren droht, findet sie den richtigen Dreh (und die Ermittler das Tagebuch) und die Story nimmt wieder Fahrt auf. Da hat die Autorin etwas zu viel gewollt. Doch schließlich hat sie Routine genug, im zweiten Teil wieder einen echten Förg-Thriller zu zimmern, auch wenn das Ende dann wieder ein wenig konstruiert wirkt. Immerhin werden Förg- und Weinzirl-Fans den Krimi mögen.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Moorlichter
Nicola Förg
emons: (2024)
253 Seiten
kt.