Sommer bei Nacht

Der 5-jährige Jannis besucht mit seiner Familie den Schulflohmarkt und verschwindet zum Entsetzen aller spurlos. Die Suche der Polizei wird durch fehlende Zeugen erschwert, lediglich ein Teddybär liegt an dem Platz, an dem der Junge zum letzten Mal Sommer bei Nacht gesehen wurde. Kommissar Ben Neven und sein Kollege Sander erfahren von einem Fall in Österreich, der Parallelen aufweist. Deshalb zieht Neven den pensionierten Kollegen Landmann zurate. Dessen methodische Betrachtung des Falles enthüllt den gemeinsamen Nenner: die Teddybären, durch die der Entführer quasi unsichtbar für die anderen Menschen sein Vorhaben ausführen konnte. Die Geschichte spielt auf unterschiedlichen Ebenen und beleuchtet die jeweilige Perspektive der geschilderten Person. Jede von ihnen wird von eigenen Dämonen verfolgt. So spannend das Stück auch ist, so schwer ist das Zuhören. Der Roman folgt nicht dem Strickmuster "hier Gut - da Böse", sondern lotet die menschlichen Grauzonen tief aus. Die Stimmung ist düster, wirkt grau. Es wird nicht gewertet, es wird lediglich von den Personen und ihren Handlungen, ihren Gedanken berichtet. Ihre Angst, keine Antwort zu bekommen, das Kind nicht zu finden, ist in jedem Satz spürbar. Es dauert eine Weile, bis die einzelnen Stränge auseinanderzuhalten sind. Das liegt nicht an dem Sprecher Torben Kessler, der der schnell hin und her wechselnden Geschichte eine sehr authentische Stimme verleiht. Insgesamt ist das Hörbuch keine leichte Unterhaltung. Es bedarf der aufgeschlossenen Hörerschaft, die willens ist, sich mit den vielen Themen des Stückes auseinanderzusetzen. Es ist jedoch allen interessierten Hörern sehr zu empfehlen.

Leoni Heister

Leoni Heister

rezensiert für den Borromäusverein.

Sommer bei Nacht

Sommer bei Nacht

Jan Costin Wagner ; Torben Kessler liest
argon hörbuch (2020)

1 mp3-CD (circa 425 min)
mp3-CD

MedienNr.: 600588
ISBN 978-3-8398-1792-6
9783839817926
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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