Komm in den totgesagten Park und schau
Dem erfolgreichen Schriftsteller ist hier ein über weite Strecken überzeugender und spannender Roman gelungen, ein doppelter Briefroman, der durch eine knappe Rahmenhandlung zusammengehalten wird. Doktor Marek Winter, ein wenig erfolgreicher Germanistikdozent
an der Berliner Humboldt-Universität, und sein ehemaliger Schüler Veit sind gerade dabei, Berlin fluchtartig zu verlassen, um sich polizeilichem Zugriff zu entziehen, als Felix, der 19-jährige Sohn Mareks, unverhofft auftaucht. Felix hatte seinen Vater seit der Scheidung seiner Eltern nicht gesehen und will ihn endlich näher kennenlernen. Da auch Felix wegen eines Brandanschlags auf ein Auto polizeiliche Verfolgung befürchtet, schließt er sich den Flüchtenden an. In einem verlassenen Ferienhaus findet ihre Flucht ein vorläufiges Ende. In der erzwungenen Untätigkeit und Einsamkeit schreibt nun Felix einen umfangreichen Brief an seine vermeintliche Freundin, in dem er ihr seine Liebe gesteht. Aber auch der Vater schreibt seinem vor ihm sitzenden Sohn, weil er das direkte Gespräch scheut, einen ausführlichen Brief, in dem er die Hintergründe der Scheidung, sein berufliches Versagen und die Umstände seiner zweiten scheiternden Ehe erläutert. - Man hat es in dem ganzen Roman mit sympathischen, aber erbärmlich erfolglosen Protagonisten zu tun, typischen Antihelden unserer Zeit also, die ohne erkennbare eigene Schuld auf die schiefe Bahn geraten sind. Dies nimmt den Leser für sie ein, zumal die feine psychologische Figurengestaltung weitgehend überzeugt.
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Komm in den totgesagten Park und schau
André Kubiczek
Rowohlt Berlin (2018)
378 S. : Ill.
fest geb.