Straße der Jugend
September 1985: René reist aus Potsdam nach Halle an der Saale, wo er die letzten beiden Schuljahre im Internat auf das Abitur vorbereitet wird. Danach soll er als Sohn eines wichtigen Parteifunktionärs Ökonomie in Moskau studieren. René ist sehr
belesen und das Lernen geht ihm leicht von der Hand. Nur der Chemielehrer hat ihn auf dem Kieker, weil er glaubt, mit Renés Einstellung stimme etwas nicht. Schule und Politik interessieren René nicht wirklich. Der Teenager hängt lieber mit seinen neuen Freunden Robert und Günter in der Bierstube ab, raucht, trinkt und kommentiert die gespielte Musik. Überhaupt sind Songs und deren Bands ein großes Thema bei den jungen Leuten. Sie wollen sogar eine eigene Band und eine linke Kunstzeitschrift gründen. Mit seiner Freundin Viktoria hat er vorher noch einen Neuanfang gestartet. Gleichzeitig bahnt sich etwas mit Rebecca an. Die zwei Frauen hatten bereits eine wichtige Rolle für ihn im Vorgängerband "Skizze eines Sommers" (BP/mp 16/957) gespielt, der 2016 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand. - André Kubiczek schließt mit seinem lockeren Plauderton an das Genre des Pop-Romans mit seinen Listen, Musik-Tapes und Markennamen an. Das Buch liest sich leicht weg und bringt das Lebensgefühl der jungen DDR-Elite kurz vor deren Untergang zum Leuchten.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.

Straße der Jugend
André Kubiczek
Rowohlt Berlin (2020)
389 Seiten
fest geb.