Skizze eines Sommers
Der 16-jährige René wächst 1985 in Potsdam auf. Sein Vater fährt als wichtiger Parteifunktionär nach Genf zur Abrüstungskonferenz und lässt ihn für acht Wochen Sommerferien allein zurück. Seine Mutter ist vor ein paar Jahren gestorben, eine Wunde, die nach wie vor schmerzt. Er gibt sich der Melancholie hin, gemeinsam mit seinen Freunden liest er französische und russische Lyrik und gibt sich intellektuell. Dieser Sommer wird der letzte sein, den die Freunde gemeinsam verbringen. René wird im Herbst zur Kaderschmiede aufs Internat gehen, die Freunde werden weiter vor Ort die Schule besuchen. Doch zuvor sind da die beiden Sommermonate im Schwebezustand des Erwachsenwerdens, in dem René die große und die enttäuschte Liebe kennen lernen wird. - "Skizze eines Sommers" könnte auch der Soundtrack eines Sommers genannt werden, denn immer wieder geht es um die Musik dieser Zeit, in der man sich noch gegenseitig Mixtapes aufnahm, um dem Gegenüber seine Liebe zu zeigen. Die politische Situation in der DDR 1985 gerät vor dieser Geschichte des Erwachsenwerdens in den Hintergrund. André Kubiczek, der selbst in einer Wohnbausiedlung in Potsdam aufgewachsen ist und 1985 16 Jahre alt war, erzählt die Geschichte aus Renés Sicht einfühlsam, hintergründig und fesselnd. Allen Beständen empfohlen. (Deutscher Buchpreis 2016, Longlist)
Barbara Dorn
rezensiert für den Borromäusverein.
Skizze eines Sommers
André Kubiczek
Rowohlt Berlin (2016)
375 S.
fest geb.